Whitechapel Art Gallery

in der Kategorie Kunstgalerien

77-82 Whitechapel High Street, E1 7QX

Tel.: +44-20-7522 7887, Fax.: +44-20-7522 7887

Di-Mi, Fr-So 11-18, Do 11-21 Uhr

   Aldgate, Aldgate East

Dass ausgerechnet hier, wo die Menschen häufig noch nicht einmal genug Geld verdienten, um ihre Kinder ernähren zu können, eine der wichtigsten Galerien für  moderne Kunst entstehen würde, hätte niemand vermutet. 1901 wurde beschlossen, dass diese Kunstgalerie mitten im finstersten East End gebaut werden sollte. Der Wunsch der verantwortlichen Planer, „die Bewohner von Ostlondon an internationale, moderne Kunst heranzuführen“, war ein Experiment, das von großer Vorausschau zeugte.

(Foto: C. Lafaire)

Nicht nur erwies sich das Programm als bahnbrechend, der Erfolg dieses “Fremdkörpers” in “Little Germany”, am Rand des jüdischen Viertels war unvorhersehbar positiv. Besucher aus dem Westen der Stadt staunten anfangs über die Marktfrau in der Galerie oder den schäbig gekleideten Gelegenheitsarbeiter, der vielleicht nur hereingekommen war, weil es draußen regnete. Aber der Hochmut musste bald der Bewunderung weichen. Denn die einfachen, ungebildeten Besucher lernten große internationale Kunst kennen und kamen wieder. Hier  wurden zum ersten Mal in England Pablo Picasso, Frida Kahlo, Jackson Pollock und Mark Rothko einem breiten Publikum vorgestellt. Hier feierte man auch die großen zeitgenössischen englischen Künstler wie Gilbert & George oder den 2011 verstorbenen Lucian Freud. Inzwischen genießt die Galerie Weltruf. Es wurden aber auch innovative Vortrags- und Bildungsabende eingeführt, die wegweisend und ebenfalls sehr populär waren und es noch immer sind.

Dies war und ist ein faszinierendes Viertel. Die Juden sind weggezogen und stattdessen Einwanderer vom indischen Subkontinent eingezogen. Die Brick Lane ist eine populäre bengalische Fressgasse. Schräg gegenüber steht die große East London-Moschee und um die Ecke die deutsche katholische St Boniface-Kirche. Nicht weit entfernt, in der Goulston Street stand bis zum Zweiten Weltkrieg die deutsche reformierte St Paulskirche, an der auch Dietrich Bonhoeffer predigte. Heute erinnert eine Gedenktafel an den großen Theologen.

Aktuell: Bis zum 8. März stellt der irische Künstler Gerard Byrne mit “A state of neutral pleasure” einen Querschnitt seines Schaffens aus. Er versucht mit seinen Werken unser Verständnis der Gegenwart durch den Rückblick auf die Vergangenheit zu verstehen. Dabei hat er auf das Loch Ness Ungeheuer zurückgegriffen, auf den vermeintlichen Handlungsort von Samuel Becketts Warten auf Godot und die Geschichte des Minimalismus.

(Eintritt: frei)

Es läuft gleichzeitig eine Ausstellung von Byrne in der Lisson Gallery.

www.whitechapelgallery.org