Vicky Featherstone – Intendantin des Royal Court Theatre

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Zum ersten Mal in seiner Geschichte hat die English Stage Company im Londoner Royal Court Theatre eine Intendantin. Peter Sahla berichtete 2013: Die Ernennung der 45-jährigen Vicky Featherstone gilt als ein gewaltiger Sprung vorwärts, da die führenden Londoner Theater traditionsgemäß in den Händen von weißen Männern liegen. Die letzten vier künstlerischen Direktoren des National Theatre zum Beispiel waren Männer. Und sie alle waren in Cambridge zur Uni gegangen. Als 2012 der Intendantenposten für die Royal Shakespeare Company frei wurde, soll sich den Gerüchten zufolge keine einzige Frau beworben haben.

Featherstones Ernennung ist eine riesige Überraschung, wurde aber allgemein in den relevanten Kreisen mit Freude begrüßt. Die meisten Insider sind der Auffassung, dass es allerhöchste Zeit sei, dass gerade das Royal Court Theatre eine Intendantin ernennt. Schließlich gilt diese Bühne als eine der mutigsten überhaupt. Hier wurde das Bühnenenglisch von seinem Sockel gestürzt und durch die “kitchen sink”-Generation ersetzt. Arnold Wesker, Harold Pinter, John Osborne erlangten Weltruhm. In den 1970er Jahren war das Royal Court vor allem für kraftvolles, politisches Theater weltberühmt. Im letzten Jahrzehnt des ausgehenden Jahrhunderts kam eine neue Generation kompromissloser Stückeschreiber wie Mark Ravenhill und Anthony Nielson. Das 21. Jahrhundert brachte internationale Erfolge wie “Jerusalem” von Jez Butterworth und “Clybourne Park” von Bruce Norris. Einer der jüngsten großen Erfolge war “In Basildon” des jungen Dramatikers David Eldridge. Er erwartet, dass die neue Intendantin die Tradition des Hauses weiterführen wird. Sie hat Mut, hat politischen Spürsinn und ist eine Person, der Autoren vertrauen.

Vicky Featherstone war vor ihrer Berufung anS Royal Court sechs Jahre Intendantin des “Theaters ohne Mauern”, des 2006 gegründeten National Theatre of Scotland, das über kein eigenes Gebäude verfügt. Zu ihrer neuen Herausforderung sagte sie: “Wir befinden uns in schwierigen Zeiten. Wie nie zuvor brauchen wir heute Orte der Besinnung, Infragestellung und tief gehenden Erfahrung, um das Alltägliche und das Private zu bereichern und uns an unsere Humanität und Universalität zu erinnern.”