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Wer das erste Mal den Blick auf Londons Royal National Theatre am Südufer der Themse wirft (in der Öffentlichkeit eher bekannt als The National Theatre), der sollte sich daran erinnern, dass es wie beim Menschen auf die inneren Werte ankommt. Entworfen wurde es von den Architekten Denys Lasdun und Peter Softley in der Endphase der eher brutalen Sichtbeton-Ära, an die auch andere Gebäude in unmittelbarer Nähe erinnern. Es war für viele Londoner eine entsetzlich Periode “ehrlicher Architektur”. Keine Schnörkel, keine Verschönerung sollte von dem Sinn eines Gebäudes ablenken. Auch im Innern Sichtbeton wo das Auge hinfällt. Auch hier die Verschachtelungen der Räume und Etagen, die sich schon im Äußeren erkennen lässt. Die drei Bühnen wurden zwischen 1976 und 1977 eröffnet.
Es geht um Theater, und man wird in London kaum besseres Theater mit großartigeren Schauspielerinnen und Schauspielern finden als in diesem Gebäude. Seit 2009 werden manche Stücke auch gleichzeitig live in englischen und ausländischen Kinos gezeigt. Das erste Mal 2009 mit der großartigen Helen Mirren in Jean Racines Phèdre.
Bereits 1910 hatte George Bernard Shaw mit seiner Komödie The Dark Lady of the Sonnets, sehr eindeutig ermahnt, dass London ein National Theatre braucht. Den Stücken des großen Barden Shakespeare gewidmet. 1948 entschied sich dann endlich der Londoner Stadtrat das Gelände an der Themse zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen. Zwar wurde 1951 der Grundstein gelegt, aber zehn Jahre später erklärte die Regierung zum Entsetzen nicht nur der Londoner, man können die nötigen finanziellen Mittel nicht aufbringen. Der Stadtrat bot daraufhin an, keine Miete für das Grundstück zu erheben und die Hälfte der Baukosten zu zahlen. Die Regierung machte noch ein paar Auflagen, aber dann kam es 1962 zur Gründung der National Theatre Company, die zunächst in das Gebäude der Old Vic zog.