Londons erste “garden bridge” über die Themse

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Wir wollen mal unserer Zeit voraus sein, wirklich voraus, so um ein paar Jahre. Anfang November 2013 wurden einer überraschten Londoner Öffentlichkeit Pläne für eine neue Fußgängerbrücke über die Themse vorgelegt. Eine Brücke, die Covent Garden mit South Bank verbinden soll. Eine Brücke, die nicht nur eine Abkürzung sein, sondern dicht bepflanzt mit Bäumen und Büschen, ein kleines Biotop darstellen wird. Ein Park auf Stelzen sozusagen.

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Wer genau hinschaut, wird möglicherweise erkennen, dass die Brückenpfeiler große Ähnlichkeit mit dem olympischen Feuer bei den Sommerspielen 2012 aufweisen. Es ist der selbe Designer, Thomas Heatherwick.

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Auftraggeber für die Fußgängerbrücke sind erstaunlicherweise TfL (Transport for London – die Londoner Verkehrsbetriebe). Vielleicht denken die sich, zu Fuß gehen ist gesund und entlastet darüber hinaus die U-Bahn. Nachdem im November 2015 entschieden wurde, dass TfL lediglich für 10 Millionen Pfund der Kosten von 175  Millionen verantwortlich sein wird, haben sich einige der Gegner hinter das Projekt gestellt.

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Die britische Schauspielerin und Aktivistin Joanna Lumley hat sich nach Vorlage der Pläne überschwänglich geäußert: “Dieser Garten wird in jeder Hinsicht sensationell sein: ein Ort ohne Lärm oder Verkehr, in dem man nur den Gesang der Vögel und das Summen der Bienen hören wird. Durch die Zweige der Bäume wird der Wind rauschen und unter einem das gleichmäßige Plätschern des Wassers. Es wird die langsamste Möglichkeit sein, den Fluss zu überqueren, die Menschen werden bummeln, sich an die Geländer lehnen und den Ausblick auf die großartige Stadt genießen. Es wird aber auch ein sicherer und schneller Weg für den übermüdeten City-Angestellten sein, über die Themse zu gelangen.”

Joanna Lumley fuhr fort:

“[Auf der Brücke] werden Gras und Bäume wachsen, wilde Blumen und Pflanzen, die es nur an Londons Flussufern gibt. Im Frühling werden die Bäume in voller Blütenpracht erstrahlen und im Winter wird es sogar einen Weihnachtsbaum geben. Ich bin überzeugt,  dass [die Brücke] Londonern und Besuchern Frieden und Schönheit sowie Magie vermitteln wird.”

Vielleicht sollten wir an dieser Stelle erwähnen, dass die Idee einer “Gartenbrücke” ursprünglich von Joanna Lumley stammt. Das erklärt vielleicht ihre Begeisterung. Aber auch Londons Bürgermeister Boris Johnson ist ganz hin und her gerissen. Aber es gibt auch Gegner dieses Projektes.

Londonerinnen und Londoner, sowie Besucherinnen und Besucher werden sich auf jeden Fall noch ein bisschen begnügen müssen. Immer vorausgesetzt, die Baugenehmigung wird erteilt und die Brücke wackelt nicht, so wie die Millennium Bridge, die von St Paul’s zur Tate Modern führt. Sie wurde 2000 eröffnet, aber gleich wieder für zwei Jahre geschlossen, nachdem die Queen bei der Einweihung einen etwas unsicheren, wackligen ersten Gang über die Brücke gemacht hatte.

Nun Enthusiasmus hin, Enthusiasmus her – wir haben einen neuen Bürgermeister, zu dessen ersten Amtshandlungen gehörte unter anderem ein Blick in die Pläne dieser Brücke. Nun scheint Said Khan nicht so enthusiastisch zu sein wie sein Vorgänger Boris. Mr Johnson ist wohl nicht ganz korrekt verfahren. So soll er den erfolgreichen Entwurf schon vor der Ausschreibung ausgesucht haben. Auch der Preis bereitet Unmut. 175 Millionen Pfund. Zum Vergleich, die Fußgängerbrücke von der Tate Modern zur St Paul’s Cathedral hat nur 22 Millionen gekostet. Fest steht: noch ist nichts entschieden. Das Ganze kann also noch zu den vielen Plänen von Boris Johnson gelegt werden, aus denen nie etwas wurde.