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(Karte)
Covent Garden, Leicester Square, Charing Cross, Holborn, Tottenham Court Road
Bestimmte touristische Ballungsgebiete haben ihre Vorteile, zumal dann, wenn man sie auch mit einheimischen Besuchern teilt. Sie wirken irgendwie beruhigend. Weiß man doch, dass man Neugierde, die Suche nach Unterhaltung, einer guten Mahlzeit oder interessanten Geschäften mit vielen, vielen Gleichgesinnten teilt. Covent Garden ist so ein Ballungsgebiet, das nichts Bedrohliches an sich hat. Im Gegenteil: In den Restaurants, Geschäften und Pubs rund um die 1630 von Inigo Jones entworfene Piazza herrscht immer Hochbetrieb. Dies war einst das Zentrum des ehemaligen Obst-und Gemüsegroßmarktes. An Sommerabenden ist es draußen proppenvoll: Man sitzt und schaut den Straßenkünstlern zu, genießt die Klänge des Saxofonspielers und freut sich über den imposanten Anblick des weltbekannten königlichen Opernhauses im Hintergrund.
Covent Garden ist ein fester Bestandteil der Londoner Entertainmentlandschaft. Hier trifft sich Jung und Alt rund um die Uhr. Und das, obwohl Covent Garden heutzutage beinahe wieder eine so teuere Gegend ist wie im 17. Jh., als nur wohlhabende Bürger hier wohnen konnten. Dabei wäre das pulsierende Viertel um ein Haar dem Erdboden gleichgemacht worden: In den 1970er Jahren sollte der ehemalige Markt modernen Geschäftshäusern weichen – doch am Ende siegten eine Bürgerinitiative und die Vernunft.
Damals sprachen die Londoner von einem neuen “Blitz” der Spekulanten und Sanierer (in Erinnerung an die deutschen Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg). Nicht nur die Markthallen, sondern das ganze Viertel von etwa 40 Hektar sollte dem Erdboden gleichgemacht werden. Der junge Architekt Jim Monahan, gründete ein “Komitee zur Rettung von Covent Garden”. Monahan meinte damals, dass leider das Dogma der Planer ihre Fähigkeit zu denken verdrängt habe. Es ist heute kaum zu glauben, dass dieses Viertel mit seinen Plätzen, Straßen und Gassen in eine Trutzburg gesichtsloser, moderner Bürohäuser verwandelt werden sollte.
Übrigens: Wem es etwas zu hektisch wird, der kann sich im stillen Kirchgarten der St Paul’s Kirche ein bisschen von dem Gewusel erholen. Die Kirche ist als die Schauspieler-Kirche bekannt, weil die Gemeinde bewusst die Nähe zu den vielen Theatern in der Umgebung pflegt. Hier finden auch heute noch Gedenkgottesdienste für verstorbene Schauspieler statt, denen man in der Kirche zahlreiche Gedenktafeln gewidmet hat.
Im Kirchhof fand 1662 auch die erste Kasperletheater-Vorstellung Englands statt: Mit einem großen “Punch and Judy Festival” wird daran immer am zweiten Sonntag im Mai erinnert. Der dem Platz zugewandte Portikus der Kirche dürfte bekannt vorkommen. Er ist die Kulisse für die erste Szene in dem Film und Musical “My Fair Lady”.